Bürgerfraktion
Osterholz-Scharmbeck
Wilfried Pallasch
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27711 Osterholz-Scharmbeck
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Ich heiße Willi Spatzig und erzähle Ihnen hier Kritisches vom politischen Tagesgeschehen.
Unser Moorexpress, oder Moormolly? Die Kleinbahn.
Freut Ihr Euch auch schon auf den Frühling?
Also, ich sitze gerade am Kirchdammgraben - das ist in Ahrensfelde - und genieße die ersten Sonnenstrahlen. Ich schau über die Kleinbahn in Richtung Melchershütte.
Hoffentlich fährt der Moorexpress in diesem Sommer wieder. Zwischen Bremervörde und Osterholz-Scharmbeck im gemäßigten Tempo. Eine kleine Attraktion für Heimatverbundene und Gäste. Ich habe gehört, dass man versuchen will, diese Strecke häufiger zu befahren. Nicht nur als touristisches Angebot. Vielleicht für den Schülerverkehr oder auch gewisse Pendler. Hört sich nicht schlecht an.
Ich stell mir gerade vor, wie das so ist, wenn hier die modernen, bunten mit Wasserstoff betriebenen Züge durch unsere Landschaft fahren. Wahrscheinlich muss man mit der Zeit gehen. Aber, dürfen hier dann auch Güterzüge diese Strecke benutzen?
Die ersten Anwohner machen sich schon so ihre Gedanken. Und es gibt einige, bei denen führen die Gleise fast durch den Garten. Also, dass geht zu weit finde ich. Personenverkehr kann hilfreich sein. Aber es kommt darauf an, dass das Angebot auch genutzt wird. Bevor hier "das Kind mit dem Bade ausgekippt" wird erst einmal den Bedarf erkunden.
So, und nun flieg ich zu Melcher´s. Da ist zwar nicht offen, aber eine Menge Menschen genießen dort den mitgebrachten Kaffee. Oder ist es Glühwein?
Tschüss, Euer Willi Spatzig
Hut ab!
Ich hab‘ mir meinen Snuten-Pulli über Mund und Nase gezogen und bin dann mal losgeflogen über das verschneite Städtchen. Da kaum Menschen unterwegs sind, achte ich mal auf andere Dinge. Ich komme aus dem Klosterholz und sehe das Haus am Stadion. Früher stand hier das Haus der Jugend. Dann wurde aus der Hausmeister-Wohnung die Stadion- Gaststätte. Jetzt steht hier ein respektabler Bau mit Restaurant und einem eigenen Hausteil für den VSK.
Rüber über das große Kreissparkassengebäude und schon sehe ich das ehemalige Armenhaus der Stadt. Das Rathaus von Osterholz-Scharmbeck. Umgebaut und ordentlich angebaut. Aus Alt und Neu wurde hier eine tolle Bleibe für den Bürgermeister und seine Mannschaft geschaffen.
Nun wird der Verkehr etwas mehr. Ich fliege über die Bahnhofstraße. Vom Barkhof aus, sehe ich das Lernhaus am Campus. Zunächst sticht erst einmal die "Villa Kunterbunt" ins Auge. Im Stil von Pippi Langstrumpf steht hier ein Haus für eine Mensa und eine Mediathek. Wie auf einem Hügel stehend thront das moderne Schulgebäude über Schwimmbad und Gymnasium.
Beim Neubau der Volksbank halte ich erst einmal an. Wie haben die das hier nur alles gemacht? Da wurde so viel gestöhnt und fast täglich auf die leeren Kassen verwiesen.
Alle Achtung. Hut ab.
Und nun soll es bei der IGS in Buschhausen weitergehen. Fast alles kommt weg. Eine neue Zeit bricht an. Rund 50 Millionen Euro wird der Stadtrat wohl genehmigen müssen. Ich habe schon Schultoiletten gesehen, die würde kein Erwachsener mehr benutzen. Aber hier in meiner Kleinstadt können Kinder, Eltern und Lehrer sehr stolz sein.
Ich glaube, wenn diese Pandemie vorbei ist, können wir uns vor neuen Nachbarn nicht retten. Ein großartiges Krankenhaus, die Großstadt gleich nebenan und eine mustergültige Bildungslandschaft. Hier ist ein guter Platz für Familien.
Und das mit der Innenstadt, dass kriegen die auch noch hin.
Nun aber ab in meine Hecke, Mundschutz runter und erst mal aufwärmen.
Euer Willi Spatzig
Heimarbeit macht einsam
In dieser Jahreszeit blickt man doch gerne mal zurück. Ich bin zum Beispiel in einer Siedlung aufgewachsen, in der es allen schwer gefallen ist, Monat für Monat die Kredite zu bedienen. Da war oft Heimarbeit angesagt. Die Frauen haben neben der Kindererziehung Kugelschreiber zusammengebaut, kleine Aufkleber auf Schächtelchen geklebt oder Lichterketten zusammengeschraubt. Wer Heimarbeit machte, gehörte nicht zu den Menschen, denen es besonders gut ging. Es gab auch wenig Kontakt zu diesen Familien. Man traf sie nicht auf dem Fußballplatz oder im Sportverein.
Wenn ich heute noch mal durch diese Straßen fliege, sehe ich, dass die Zeiten sich hier gebessert haben. Andererseits sehe ich in der Stadt aber immer öfter, hinter weihnachtlich geschmückten Fenstern, Menschen an Tischen sitzen die intensiv auf einen kleinen Bildschirm blicken. Gelegentlich wird zum Telefon gegriffen oder in Akten geblättert. Wieder Heimarbeit? Ja! Nur nennt man es jetzt anders. Home-Office; also "Zuhause-Büro". Hört sich in englisch doch gleich viel besser an. Aber eines ist wie früher; Kontakt zu diesen modernen "Heimarbeitern" gibt es kaum. Und wenn sie mal vor die Tür schauen, haben sie ein Tuch vor Mund und Nase.
Da geht es uns Spatzen doch besser. Ich fliege ohne Mundschutz zu meinem Freund. Wir sitzen dann in einer Hecke und zwitschern. Und es dauert nicht lange, da ist die ganze Hecke voller Spatzen. Und alle zwitschern mit.
Solche Kontakte, diese Lebendigkeit wünsche ich allen Menschen für das neue Jahr.
Bleibt gesund.
Das wünscht Euch Euer Willi Spatzig
Mein Schlaraffenland
Bäume sind wichtig, das weiß inzwischen doch jedes Kind. Wer will das besser wissen als ich, Bäume sind doch mein Zuhause. Toll, dass man in unserem Rathaus jetzt über die Baumschutzsatzung spricht. Viele neue Vorschläge habe ich da gesehen.
Mich hat man nicht gefragt. Aber die Verwaltungsfachleute hatten viel zu sagen. Sie waren gut vorbereitet und haben fast alle Vorschläge abqualifiziert. Nur, was in ihren Augen den Baumschutz verstärkt, bekommt einen grünen Haken.
Ich freue mich über jeden Baum. Ein Spatz kann aber auch damit leben, wenn mal ein Baum entfernt wird, damit beispielsweise die Leute noch in ihr Haus können.
Für mich ist wichtig, dass viel mehr Bäume als bisher angepflanzt werden. Damit tun sich die Profi- Baumschützer aber sehr schwer. In jedem Jahr werden auf städtischen Grundstücken unbemerkt Bäume entfernt, zum Beispiel auf Schulhöfen. Sofortige Neuanpflanzungen an selber Stelle - Fehlanzeige. Da hat die Bürgerfraktion schon mal nachgehakt. Aus der Antwort konnte man entnehmen: Man bemühe sich, es ist aber nicht so einfach wie man es sich vorstellt.
Aha, es ist alles nicht so einfach? Ich sehe, wie auf der einen Straßenseite um jeden Ast mit dem Eigentümer diskutiert wird und auf der anderen Straßenseite ganze Bäume verschwinden.
Aus meiner Sicht, ist heutzutage vieles anders geworden. Kinder pauken nicht mehr. Sie lernen wie man selbstständig lernt. Baumschutz mit Strafandrohung durchzusetzen ist einfach, Verständnis für Baumschutz zu entwickeln ist auch ein Lernprozess. Vielleicht braucht man eine andere Qualität im Umgang mit dem Thema.
Keine Satzung und kein Bebauungsplan konnte die alte Rotbuche bei der Menckeschule schützen. Es war die etwas andere Art des Umganges zwischen den Beteiligten. Verständnis wecken - Nutzen erkennen.
Oh, oh, da hab‘ ich mich aber wieder aufgeregt. Es sind nun mal nicht nur die alten Bäume, die mich erfreuen. Es sind die jungen Triebe, die mir den Alltag versüßen.
Nun flieg ich weiter. Immer auf der Suche nach etwas Neuem.
Euer Willi Spatzig
Nicht nur ändern; besser machen!
Hab ich mir ja schon lange vorgenommen, mal über Scharmbeck zu fliegen. Da soll sich Vieles ändern. Wenn ich genau hinschaue, es ist auch nötig. Wer kennt noch Mailand an der Kirchenstraße oder Schlachter Voigt "Hinter der Kirche".
Die Häuser stehen noch. Aber wirklich genutzt werden können sie kaum. Und zwischen den Häusern finde ich ein Ruinen-Grundstück. Genau an dieser Stelle will die Kirche ein neues Gebäude errichten. Viele Menschen sollen sich hier treffen. Auch das Mehrgenerationenhaus könnte hier einziehen. Mehr Lebendigkeit in der City.
Ich fliege über die Marktweide. Oh, was wurde da gefeiert. Viehmarkt, Flohmarkt, Festzelt. Alles vorbei? Bei mir kommt Wehmut auf. Aber ich verstehe. Es muss etwas geschehen. Kirchenstraße, Poststraße, was ist hier denn los. Will Niemand mehr Geld verdienen? Soviel Leerstand. Oder kann man hier kein Geld mehr verdienen? Keine Kunden? Mieten zu hoch?
Ich bin jetzt hinter der Poststraße gelandet. Sitze wie schon so oft auf der alten Blutbuche. Mitten in der Stadt. Eine kleine Oase. Viele Bäume mussten hier schon weichen. Die großen Kastanien vor der Menckeschule. Eine einzige ist geblieben. Und eben diese rote Buche. Was ich sehe ist "von Seggern" von hinten und einen vollgestellten Parkplatz. Es soll sich bald etwas ändern.
Vielleicht sitze ich hier zum letzten Mal. Denn wenn sich etwas ändert, sind die Bäume oft die Verlierer. Wäre schade fürs Klima, für die Menschen und für mich. Einmal noch pfeife ich das Lied: Mein Freund der Baum....
Nachdenklich fliege ich weiter.
Euer Willi Spatzig
Den "Knorren" runter
Oh, was sehe ich denn da? Wo Scharmbeck aufhört fängt Pennigbüttel jetzt schon an. Die Ortseingangsschilder wurden versetzt. So wollte die Bürgerfraktion es doch haben und hat versprochen sich zu kümmern. Aber, Leute aufgepasst! Auf der Stader Landstraße gilt jetzt durchgängig Tempo 50.
Vom Kreisel bis zum Bahnübergang darf man nun nicht mehr 70 fahren. Und die Radfahrer können jetzt legal den Fuß- und Radweg benutzen.
Da werden sich meine Freude in Pennigbüttel freuen. Aber Vorsicht: Bergauf in Richtung Scharmbeck müssen Radler nach wie vor auf der Straße fahren.
Von Oben betrachtet muss ich sagen, die Stadt ist wieder etwas radfahrerfreundlicher und sicherer geworden. Ich flieg jetzt mal bei denen von der Bürgerfraktion vorbei und sag: "Habt Ihr gut gemacht" und Dankeschön auch ans Rathaus.
Nun flieg ich weiter. Ich muss unbedingt mal über die Innenstadt fliegen, bevor man da nichts mehr wiederkennt.
Euer Willi Spatzig
Fahr' langsam und spare
Wenn ich so durch die Gegend fliege, bedaure ich oft die Autofahrer. Überall wird geblitzt. Ich bin ja nicht so schnell, aber die vielen Tempo-30-Strecken werden so manchem Fahrer zum Verhängnis. Ich kann das von hier oben gut sehen.
Hier ein Kindergarten, dort eine Schule oder gleich die ganze Siedlung. Wer da nicht aufpasst, bekommt eine Rechnung vom Landkreis.
Besonders erfolgreich waren die „Blitzer“ im letzten Jahr in der Kreisstadt. Nirgends wurden so viele Fahrzeuge erwischt, wie in der Tempo-30-Zone in der Buschhausener Straße. 36,6% der Messungen waren Treffer.
Manchmal kann ich sehen, was passiert. Da möchte ich die Fahrer warnen. Aber verpfeifen darf ich die Landkreiskollegen ja auch nicht. Da hilft nur: Langsam fahren. Aus Erfahrung kann ich nur sagen: Alles Gewohnheitssache.
Ich flieg weiter. Mal sehen, ob irgendwo noch jemand auf der Straße ist.
Euer Willi Spatzig
Ich bin enttäuscht
Da flieg ich durch die Bahnhofstraße in Richtung Bahnhof. Bei der Kreissparkasse halte ich an. Ich traue meinen Augen nicht. Fast 20 Leute stehen dort vor dem Haupteingang. Alle schön mit Abstand. So wie man es jetzt zum Beispiel vom Bäcker kennt. Aber bei der Sparkasse?
Einem Mann ist schon schlecht geworden. Er lässt sich auf den Boden sinken. Jemand aus der Reihe kümmert sich, legt ihm eine Jacke unter und hebt seine Beine an.
Das Warten geht weiter. Draußen, vor der riesigen Schalterhalle.
Eigentlich ist die Sparkasse ja total geschlossen. Es ist Corona-Zeit. Aber immer donnerstags von 8.30 Uhr bis 10.00 Uhr ist ein Kassenschalter geöffnet. Für alle Kunden, die keine Pin-Nummer haben. Für alle Sparer. Ja es gibt sie noch. Die, die das Wort "Sparkasse" ernst nehmen. Wer also von seinem Spargeld etwas haben möchte, muss sich donnerstags vor der Sparkasse einreihen.
Einzeln werden die Kunden hereingerufen. Immer nur ein Kunde wird bedient. Warum kann man nicht wenigstens im Gebäude eine Gasse für die Wartenden bilden? Dann kann man sich vielleicht durch den Blick aufs Aquarium ablenken. Und ab und zu mal einen Stuhl hinstellen, wäre eine nette Geste.
Ich verstehe es nicht. Wie Bittsteller warten hier die Kunden unserer alten Kreissparkasse um von ihrem eigenen Geld etwas zu bekommen. An jeder Supermarktkasse wird man besser bedient. Und das von Personal, dass eher zu den Geringverdienern zählt. Auch dort ist Corona. Als Spatz aus Osterholz schäme ich mich für die Respektlosigkeit der Sparkassenmanager gegenüber unseren Bürgerinnen und Bürgern.